Profi-Tipps für’s Basecamping im Winter

Auf Backcountry-Trips im Winter muss man wissen, wie man sich richtig und warm anzieht, seine Sicherheitsausrüstung richtig benutzt und sich im freien Terrain zurechtfindet. Mindestens genauso wichtig ist es, zu wissen, wie man ein vernünftiges Camp im Schnee errichtet. Letztendlich ist nämlich so: Je schneller und routinierter man sein Schnee-Camp errichten kann, desto mehr Spaß mach die Ausflüge in die Wildnis und desto erfolgreicher verlaufen sie. Die folgende kurze Liste mit Profi-Tipps soll euch das Camping in der kalten Jahreszeit erleichtern, so dass ihr länger draußen bleiben könnt.

DER RICHTIGE PLATZ:

Photo: Scott Rinckenberger

Am wichtigsten überhaupt: Lawinengefährdetes Gelände vermeiden. Denkt dran, lawinengefährdetes Gelände hat drei Teile. Die Startzone, die eigentliche Strecke und die Auslaufstrecke. Man muss immer darauf achten, wie das Gelände über einem beschaffen ist und welche Konsequenzen ein Abgang hätte.

Dort campen, wo es am wärmsten ist: Kalte Luft strömt nach unten und setzt sich in flachen Gebieten fest. Vorsprünge und Felszungen oberhalb des Talbodens sind in der Regel wärmer. Die Morgensonne ist ebenfalls immer hilfreich, da es in den Stunden vor Sonnenaufgang am kältesten ist. Nach Süden gerichtete Campingplätze bieten den Tag über die meisten Sonne.

Vorsicht bei Bäumen: Tote oder unter Schnee begrabene Äste, können jederzeit zurückschnellen oder brechen.

Signifikante Landmarken suchen: Einzigartige, natürliche Landmarken können dabei helfen das Camp auch während eines Schneesturms zu finden.

Das Camp in der Nähe von fließendem Wasser errichten, wenn möglich: Schnee zu schmelzen verbraucht sehr viel Brennstoff, so dass man im Winter bis zur dreifachen Menge braucht.

Eine Fläche in den Schnee stampfen, sobald man sich für einen Platz für’s Basecamp entscheiden hat. Mit der gesamten Ausrüstung am Körper, stampft ihr eine Fläche für euer Zelt und die Gemeinschaftsarea. Dann wartet ihr dreißig Minuten bis sich der Schnee gesetzt hat und wieder gefroren und hart geworden ist. So kann man wesentlich einfach darauf laufen und das Lager errichten.

In höheren Lagen das Zelt in den Schnee graben: Um das Zelt gegen den Wind zu schützen, empfiehlt es sich, es rund einen halben Meter bis einen Meter einzugraben.

Oder: Eine Mauer bauen: Schneidet Klötze gefestigten Schnees aus und schichtet sie mindestens einen Meter hoch. Zum perfekten Schutz vor Wind und Schneeverwehungen sollte auf beiden Seiten des Zelt eine Mauer stehen, die ein paar Schritte breiter als das Zelt ist.

ZELT AUFBAUEN:

Erstmal braucht man das richtige Zelt: Das kann ein robustes Dreijahreszeitenzelt sein, wenn die Bedingungen es zu lassen. Wenn aber mit heftigen Schneefällen und starkem Wind zu rechnen ist, sollte man ein Vierjahreszeitenzelt oder Bergsteigerzelt einsetzen.  Bei der Gelegenheit kann es auch nicht schaden, die Vorteile von einwandigen und doppelwandigen Zelten aufzufrischen.

Das Zelt im 90° Winkel in den Wind stellen:  So verhindert man, dass Schnee ins Zelt geblasen wird oder sich am Eingang aufschichtet.

Den Zelteingang ins Tal richten: Wenn der Zelteingang nach oben schaut, gelangt kalte Luft, die nach unten fließt ins Zelt.

Das Zelt sicher verankern: In lockerem Schnee sind Heringe nicht immer von Nutzen. Die MSR Blizzard Zeltheringe sind zwar für festen Schnee entworfen, können im losen Schnee aber immerhin als Deadman Anchors vergraben werden. Als Deadman Anchors können auch Steine und Felsen, Stöcke und Äste oder mit Schnee gefüllte Plastiksäcke verwendet werden.  Die werden dann mit der Zeltschnur umwickelt (nicht verknoten, da die Knoten gefrieren können) und 20-30 Zentimeter tief vergraben.

Schnee direkt am Zeltboden aufschichten: Schnee ist ein großartiges Isolationsmittel und kann dem Zelt bei windigen Bedingungen Stabilität verleihen.

Den Raum im Vorzelt vergrößern: Im Vorzelt etwa 30 Zentimeter nach unten Graben vereinfacht das Schuhe-Anziehen, Kochen und Aufbewahren von Ausrüstung immens.

Eine Zeltunterlage verwenden: Wenn man sich im Zelt bewegt, kann sich der Schnee aufheizen und schmelzen. Wenn er dann wieder gefriert, können sich spitze und scharfkantige Formationen bilden, die das Zelt beschädigen.

So wenig Schnee wie möglich ins Zelt bringen: Sorgfältig Kleidung und Schuhe von Schnee befreien, um so wenig Feuchtigkeit im Zelt wie möglich zu haben und Kondensation und Frost zu verhindern.

Niemals im Zelt kochen. Beim Kochen entsteht das geruchlose, tödliche Kohlenmonoxid. Außerdem kann der beim Kochen entstehende Wasserdampf zur Bildung von Feuchtigkeit im Zelt beitragen.

KÜCHE:

Niemals im Zelt kochen, selbst wenn es draußen stürmt. Wenn gar nicht anders geht, kocht in eurem Vorzelt, aber nur bei exzellenter Belüftung.

Die ultimative Outdoorküche selbst bauen. Hier sind eurer Kreativität keine Grenzen gesetzt. Ein bewährtes Design ist rechteckige Grube. Dazu gräbt man ein Loch in den Schnee, das etwa 180cm lang 120cm breit und 150 cm tief ist. In der Mitte des Lochs lasst ihr ein ca. 90cm langes, 90cm hohes und 60cm breites Stück Schnee übrig. Daraus wird der Küchentisch „gezimmert“. An den Innenwänden braucht man Schnee für die 60cm hohen Bänke.

Damit steht das Grundgerüst. Was jetzt noch kommt, ist euren Vorstellungen überlassen, zum Beispiel eine schöne Herdstelle. Oder ihr kleidet die Bänke mit der Therm-a-Rest Z Lite Sol Isomatte aus für mehr Wärme und Komfort. Als Schutz vor Wind und Wetter spannt man nun noch ein A-Rahmen Tarp darüber und schon hat man ein überdachtes Esszimmer. Benutzt man einen Kocher im Inneren ist es wichtig, auf gute Belüftung zu achten.

Eine wesentlich einfachere Lösung ist es natürlich einfach eine kleine windgeschützte Plattform auszuheben, um geschützt kochen zu können.

KOCHER/BRENNSTOFF/ESSEN:

Benzinkocher eignen sich am besten für den Einsatz im Winter. Der MSR XGK-EX Expeditionskocher ist wahrscheinlich der zuverlässigste Kocher für den Einsatz unter extremen Bedingungen.  Flüssigbrennstoffkocher sind Gaskochern bei kaltem Wetter überlegen. Das liegt daran, dass die Gaskartuschen bei niedrigen Temperaturen Innendruck verliert. Um das zu verhindern, verwenden der Reactor und der WindBurner Druckregler. So können sie ihre Leistung bei kalten Temperaturen aufrechterhalten.

Wenn man einen Gaskocher verwendet, sollte man Isobutan als Brennstoff setzen und die Kartuschen im Schlafsack oder der Jacke warm halten.

Photo: Mike Libecki

Den Brennstoff nicht in den Schnee stellen: Das Blatt eurer Schaufel oder zweiter Topf eignen sich prima als Unterlage für euren Brennstoff.

Esst, selbst wenn ihr nicht hungrig seid. Der Appetit geht bei kalten Temperaturen automatisch zurück, aber ihr braucht trotzdem mehr Kalorien. Daher ist es wichtig ansprechendes Essen, mitzunehmen, auf das man Lust hat.

Gebt Butter oder Kokosnussöl zu eurem Essen. Das ist eine einfache Möglichkeit Kalorien aufzunehmen und den natürlichen Verbrennungsmotor des Körpers zu befeuern.

Benutzt Schnee zu Geschirrspülen: Töpfe und Pfanne mit Schnee zu schrubben, ist eine gute Möglichkeit Essenspartikel zu entfernen. Die können übrigens auch gegessen oder getrunken werden.

WASSER:

Viel trinken: Ähnlich wie beim Appetit, kommt es vor, dass sich euer Körper nicht meldet, wenn er Durst hat. Trockene kalte Luft trocknet euren Körper schneller aus, was euch frieren lässt und zu Müdigkeit und Unterkühlung führt. Ein trockener Mund, Benommenheit, Krämpfe, Verwirrtheit und ein schneller Herzschlag können erste Indikatoren von Dehydration sein.

Kaffeefilter benutzen, um Partikel aus dem Schnee zu filtern. Ihr wollt keinen Schmutz und keine Ablagerungen trinken.

Eine solarbetriebene Schneeschmelze bauen. Findet eine Stelle, die viel Sonne abbekommt und grab eine Furche in den Schnee, etwa 60cm lang und 30cm tief. Anschließend kleidet ihr die Furch mit schwarzen Müllbeuteln aus und packt Schnee an die Ränder. Schon habt ihr euren eigenen Backcountry-Brunnen.

Oder, sammelt fließendes Wasser. Bindet eine Schnur um euren Drom Bag oder eure Wasserflasche, um das Wasser aus der Entfernung zu sammeln. Verschneite Flussufer können sich als unstabil erweisen und wie Wechten wegbrechen.

Photo: Mike Libecki

Gesammeltes Wasser aufbereiten: Wasser aus Flüssen und Seen kann mikrobiologische Schadstoffe enthalten, die krank machen.

Kochen ist die sicherste Form der Wasseraufbereitung in kalten Umgebungen. Das Wasser muss mindestens eine Minute kochen, über 2000m sogar drei Minuten.

Filter können durch Frost beschädigt werden. Die Ausnahme ist der MSR Guardian Purifier.  Gegebenenfalls  muss er vor Gebrauch gründlich aufgetaut werden.

Die Chemische Aufbereitung dauert länger bei kalten Temperaturen. Das Wasser sollte vorher auf ca. 15°C erwärmt werden.

Die Wasserflasche isolieren.  Hierzu eignet sich ein Stück einer alten Schaumstoffmatte ganz ausgezeichnet. Oder ihr lagert eure Flasche auf dem Kopf, denn Wasser gefriert von oben nach unten und so hab ihr flüssiges Trinkwasser, wenn es darauf ankommt.

Das Wasser mischen. Vermischt euer Wasser mit Sportgetränken und Limonade, um den Gefrierpunkt zu senken.

SCHLAFEN:

Den Schlafsack tagsüber lüften. So verringert man die Feuchtigkeit im Inneren, die nachts gefrieren könnte.

Das Zelt so gut wie möglich belüften. Es ist wichtig, dass sich im Zelt kein Kondenswasser ansammelt. Kondenswasser entsteht, wenn euer Körper nachts beim Ausatmen warme Luft bzw. Wasserdampf abgibt.

Esst Proteine oder Fett vorm Schlafengehen. Langsam verbrennende Kalorien helfen eurer Körper warm zu bleiben, während ihr schlaft.

Macht Sport vorm Schlafengehen: Ein paar Hampelmänner sind perfekt, um den Metabolismus eures Körpers anzuwerfen, bevor ihr euch in den Schlafsack kuschelt.

Die Ausrüstung im Schlafsack warm halten: Packt eure Stiefel in einem Stuffsack und legt sie in den Fußbereich eures Schlafsacks. Das gilt auch für Socken, die Klamotten für den nächsten Tag und elektronische Geräte. Eben alles, das nicht gefrieren soll.

Auf’s Klo gehen. Euer Körper verbrennt Kalorien, um eine volle Blase warmzuhalten. Nicht auf’s Klo zu gehen lässt euch abkühlen.

Zwei Matten sind besser als eine. Benutzt eine geschlossenporige Schaumstoffmatte zur Isolation nach unten und eine wärmereflektierende NeoAir XTherm Isomatte darüber für zusätzliche Wärme und Komfort.

Mit einer Gesichtsmaske schlafen & nicht in den Schlafsack atmen. So verringert man den Wärmeverlust über den Kopf und verhindert, dass sich Feuchtigkeit im Schlafsack bildet.

Den Schlafsack mit Handwärmern erwärmen. Wieso auch nicht? Alles hilft.

ABFALL:

Einfach Löcher in den Schnee buddeln ist nicht. Denn sobald er schmilzt werden eure Hinterlassenschaften sichtbar. Das heißt, immer Hygiene- oder sonstige Müllbeutel für den Abfall dabei haben. Übrigens: Schnee ist ein großartiger Ersatz für Toilettenpapier!