Wasseraufbereitung in der Wildnis: Wann kann man Wasser als Trinkwasser bezeichnen?

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Foto von Ryan Peterson, Unuk River in Alaska

Braune, schlammige Bäche, teefarbene Rinnsale, selbst klare, eiskalte Seen – jede Wasserquelle in der Wildnis kann einen ganzen Cocktail an Schadstoffen enthalten. Aber nicht alles, was in einer unerschlossenen Wasserquelle enthalten ist, ist per se schädlich. Nur manche Inhaltsstoffe stellen eine direkte Gefahr für die Gesundheit dar. Tatsächlich ist es sogar unpraktisch und unnötig immer alles herauszufiltern. Es stellt sich also die Frage, wann kann man in der Wildnis Wasser bedenkenlos trinken, und wann nicht?

Was enthält natürliches Wasser üblicherweise?

Die Arten von Schadstoffen, die ein Gewässer „schmutzig“ machen, hängen stark von dessen direkter Umgebung ab. Die meisten Schadstoffe kann man in die folgenden Kategorien einordnen:

Mikroorganismen – einfach gesagt: winzige Keime und Bazillen. Mikroben stehen meistens im Fokus der Wasseraufbereitung, denn sie stellen eine unmittelbare und ernsthafte Gefahr für die Gesundheit dar. Zu den pathogenen Exemplaren gehören Bakterien (z.B. E-Coli, Salmonellen), Protozoen (z.B. Giardien, Kryptosporidien) und Viren (z.B. Hepatitis, Noroviren).

Schwebstoffe – Dreck, Schlamm, Schlick, Gesteinsmehl. Diese Ablagerungen verleihen dem Wasser seine dreckige und trübe Erscheinung. In kleinen Mengen sind sie normalerweise jedoch völlig harmlos.

Tannine & Huminsäuren – Diese natürliche organische Materie sickert ins Wasser, wenn Pflanzen verrotten und erzeugen das teefarbene Erscheinungsbild. In kleinen Mengen sind sie nicht gefährlich, verleihen dem Wasser aber einen schlechten Geruch und einen bitteren Geschmack.

Organische & anorganische Chemikalien – dazu zählen neben der natürlichen organischen Materie auch Pestizide, Herbizide und anorganische Chemikalien, die sowohl aus der Industrie stammen, als auch durch natürliche Erosion entstehen können. Gesundheitsrisiken entstehen meist nur durch längeres und wiederholtes Ausgesetztsein.

Salze – Entweder aus natürlichen Salzstöcken oder dem Meer kommend, verursachen Salze im Wasser einen schlechten Geschmack. Sehr hohe Konzentrationen tragen zur Dehydrierung bei. Das Trinken von Meer- oder Brackwasser ist generell eine schlechte Idee.

Metalle – Metalle, wie Blei oder Quecksilber, können durch industrielle Kontamination oder natürliche Abtragung ins Wasser gelangen. Die Gesundheitsrisiken schwanken von Metall zu Metall deutlich, deshalb sollte man sich vorher gründlich über mögliche Verunreinigungen im jeweiligen Gebiet erkundigen.

 

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Foto von James Q Martin

Wasseraufbereitung in der Wildnis: Wann kann man Wasser tatsächlich als Trinkwasser verwenden?

Im Kontext der Wasseraufbereitung in der Wildnis betrachtet man Wasser, das frei von Pathogenen ist, also von krankheitsverursachenden Mikroorganismen, als zum Trinken geeignet. Diese Pathogene sind eine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit. In anderen Worten: Selbst das Verschlucken von nur sehr wenigen dieser krankheitserregenden Kleinstlebewesen kann sehr schnell sehr ernste Konsequenzen haben, mit grippeähnlichen Symptomen oder Schlimmerem.

Im Gegensatz dazu sind die anderen, nicht-biologischen Schadstoffe zwar nicht sonderlich appetitlich, setzen aber ein längeres und wiederholtes Ausgesetztsein voraus, um sich im Körper abzulagern und Schaden anzurichten. Auf seiner Lieblingswanderroute immer wieder aus der gleichen verunreinigten Quelle zu trinken ist also keine gute Idee. Insgesamt ist das Risiko einer solchen Kontamination in der Wildnis aber relativ gering und die Mengen, die man auf einer normalen Wandertour aufnehmen könnte, reichen meist nicht aus, um Schaden anzurichten.

Nichtsdestotrotz gehört eine Risikoabschätzung zur Vorbereitung jeder Tour, inklusive der nötigen Menge an mitzuführendem Trinkwasser.

Müssen Wasseraufbereitungssysteme nachweisen, wie gut sie Wasser reinigen?

Unglücklicherweise lautet die Antwort: Nein! Es mag viele überraschen, dass es in den USA keine gesetzlich vorgeschriebenen Tests gibt, um sicherzustellen, dass die Wasseraufbereitungssysteme auch das tun, was sie versprechen: Nämlich, Wasser zu reinigen und von Krankheitserregern zu befreien.

Die Gründe dafür sind komplex, machen es aber umso wichtiger einen Wasserfilter von einer vertrauenswürdigen Firma zu kaufen. Um die Sicherheit der MSR Produkte zu gewährleisten, testen wir freiwillig alle Produkte nach den Kriterien der EPA (Environmental Protection Agency) und der NSF (National Science Foundation). Dieser 10-tägige, mehrere Kriterien umspannende Test, genannt Protokoll P231, basiert auf den Anforderungen an kommunale Trinkwasseraufbereitungen. Konkret getestet wird die Fähigkeit der Filter Pathogene auszuschalten, und zwar mit Wasser, das so stark verunreinigt ist, dass es das Prädikat „worst case“ verdient. So kann MSR die Verlässlichkeit seiner Produkte unter realen Bedingungen garantieren.

Überflüssig zu erwähnen, dass ein wenig Recherche vor dem Kauf eines Wasserfilters entscheidend für die Gesundheit sein kann.

Aber, müssen die anderen Schadstoffe nicht entfernt werden?

Also nochmal, die Mikroben stehen im Fokus, weil sie eine direkte Bedrohung für die Gesundheit darstellen. Aber wie entfernt man die zweitrangigen Schadstoffe?

Zunächst einmal muss man sich klar machen, dass die Schadstoffe in einer Vielzahl unterschiedlicher Größen vorliegen. Protozoen, die meisten Bakterien und Sedimente werden auf der mikroskopischen Skala als „groß“ betrachtet. Filter, deren Mechanismus über die Größe des auszuschließenden Schadstoffs funktioniert, wie Keramik oder Hohlfasern (mit Poren, die kleiner als die Schadstoffe sind), filtern diese normalerweise heraus. Viren sind die winzigsten Pathogene können nur durch chemische Filter entfernt werden.

Noch kleiner sind die Geruchs- und Geschmackspartikel der Tannine, sowie Pestizide, Herbizide und Metalle.

In diesen Fällen kann Aktivkohle helfen.

Die Rolle der Aktivkohle

Aktivkohle wird seit langer Zeit wegen seiner adsorptiven Eigenschaften in der Wasseraufbereitung eingesetzt. Sie bindet viele unterschiedliche Sorten von Molekülen an ihrer Oberfläche und hält sie dort quasi gefangen. Da die Aktivkohle hochporös ist, besitzt sie eine entsprechend große Oberfläche.

Aus diesem Grund ist Aktivkohle ein großartiges Mittel, um selbst so kleine Schadstoffe zu binden, die ein Mikrofilter nicht stoppen kann. Dazu gehören Gerüche und Geschmäcke, Pestizide, Herbizide und pharmazeutische Nebenprodukte. Aktivkohle kann auch einige Schwermetalle herausfiltern.

Trotzdem gilt zu beachten, dass auch die Aktivkohle ihre Schwachstellen hat. Bei MSR glauben wir, dass die Aktivkohle am besten als sekundärer Filter eingesetzt wird – als zweite Schutzvorkehrung nachdem die Mikroben bereits herausgefiltert wurden. Dies ist aus drei Gründen sinnvoll:

  1. Wenn das Wasser stark verschmutzt ist, ist die Oberfläche der Aktivkohle schnell besetzt.
  2. Wenn das Wasser zu schnell durch den Filter fließt, ist es unwahrscheinlich, dass die Aktivkohle sämtlich Schadstoffe binden kann.
  3. Adsorptionsfilter, wie die Aktivkohle, zeigen nicht an, wenn ihre Oberfläche besetzt ist – man muss selbst wissen, wann ihr Limit erreicht ist.

Daher ist es gefährlich sich nur auf Adsorptionsfilter zu verlassen um Mikroben zu entfernen, da sie unter Umständen genau diese nicht ausreichend herausfiltern können.

Deshalb verlassen sich die Produkte von MSR nicht ausschließlich auf Adsorption bzw. Aktivkohle um Mikroben zu entfernen. Der MSR MiniWorks zum Beispiel nutzt ein Keramik-Element um Bakterien, Protozoen und Sedimente herauszufiltern. Erst im Anschluss kümmert sich die Aktivkohle Geschmäcke, Gerüche und Chemikalien. Wenn es um die Entfernung von Viren geht, empfehlen wir den MiniWorks mit zusätzlichen MSR Aquatabs® Aufbereitungstabletten zu verwenden.

Der Einsatz von Aktivkohle macht den Genuss von Wasser sicherer, mal ganz abgesehen vom besseren Geschmack. Gleichwohl bleibt es überaus wichtig, sich vorab über die Bedingungen auf der jeweiligen Tour zu informieren und dementsprechend die richtigen Filter auszuwählen. Das gilt auch für lokale Risiken. Unglücklicherweise filtert nicht einmal Aktivkohle wirklich alle Schadstoffe heraus. Aber in den meisten Wildnisgebieten reichen qualitativ hochwertige Filter, um einen sicher hin und wieder zurück zu bringen. So dass man am Ende nur Gutes von der Tour zu berichten hat.