BACKCOUNTRY-BASICS: UMGANG MIT LAWINENSONDE, SCHAUFEL UND SCHNEESÄGE

Photo by: Scott Rinckenberger
Foto: Scott Rinckenberger

Verfasst von Jeff Hambelton

Während meiner Arbeit im Backcountry für das Northwest Avalanche Center im Winter stellte ich Untersuchungen über die aktuelle Schneedecke an, spürte die Lawinengefahr auf, kurz: ich führte im Namen der Schneewissenschaft alle möglichen Experimente durch. Fragst du mich nach dem Inhalt meines Rucksacks, bekommst du je nach Mission unterschiedliche Antworten. Manchmal enthält es Nachtausrüstung, vielleicht wissenschaftliches Werkzeug, möglicherweise auch was zum Picknicken. Ganz sicher aber finden immer meine Schaufel, Sonde und Schneesäge Platz – die grundlegenden Werkzeuge für Schneewissenschaft und Kameradenrettung.

Ich möchte dir ein paar Tipps geben, wie du diese drei wichtigen und vielseitigen Komponenten deines Backcountry-Kits nutzen kannst:

Wir nehmen die Schaufel und Sonde mit, als Basiswerkzeug für die Kameradenrettung bei Touren im Lawinengebiet und dann ein Gesamtpaket, das eine sorgfältigen Risikobewertung, Reiseplanung und sichere Reisepraktiken beinhaltet. Die Schneesäge, obwohl sie technisch gesehen kein Rettungsgerät, ist ein wesentliches Utensil eines erfahrenen Backcountry-Reisenden für die Informationsbeschaffung und wichtige Schneedeckenbeobachtungen.

Wie man in einer Rettung richtig sondiert:

Wir befinden uns in einem Begleiter-Rettungsszenario. Sobald du mit deinem LVS-Gerät das stärkste Signal an der Oberfläche lokalisiert hast, setzt du deine Lawinensonde ein und beginnst mit der Sondierung in einem spiralförmigen Muster (mit einer Körperlänge Abstand, wenn du dich in einer Gruppe befindest), indem du die Sonde senkrecht zur Oberfläche des Abhangs hältst und die Sonde bis zum Anschlag nach unten drückst. Achte besonders auf den Winkel der Sonde und darauf, dass sie jedes Mal, wenn du sie in den Schnee drückst, parallel zum letzten Eindrücken steht. Das ist der Schlüssel; denn nur wenn der Retter parallel und präzise sondiert, kann er bestätigen, dass das Opfer nicht „da“ ist. Ein Retter, der diese Praxis beibehält, vermeidet es, zu einem zufälligen Muster zu wechseln und in Panik zu verfallen.

Intelligente und effiziente Schaufeltechniken:

Die Schaufel ist bei weitem das größte und sperrigste Werkzeug in unserem B/C-Kit, aber sie ist auch deine stärkste Waffe, wenn es um die Kameradenrettung geht. Bei einer typischen Lawinenrettung kann ein verschüttetes Opfer 1 bis 1 ½ Meter unter der Oberfläche liegen. Das Gewicht der Schneemasse, die ausgehoben werden muss, kann leicht eine Tonne überschreiten. In den letzten zehn Jahren wurden eine Reihe von Studien durchgeführt, die jeweils zu dem Schluss kamen, dass ein strategischer Ansatz für das Schaufeln die Geschwindigkeit und Effizienz der Grabungsbemühungen einer Rettungsgruppe erheblich verbessern kann.

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In Bruce Edgerlys Artikel „The ABC’s (and D) of Digging; Avalanche Shoveling Distilled to the Basics“ findet der Leser detaillierte Erklärungen von Techniken für mannigfache Szenarien. Während es je nach Ressourcen und Situation Differenzen in der Technik gibt, erklärt Edgerly: „Wir haben diese vorherrschenden Techniken in vier Schlüsselkonzepte destilliert…. A: die Atemwege erhalten, B: Bestimmung des Aushubbereiches mit Hilfe der Grabentiefe, C: den Schnee zuerst an die Seite räumen und D: nur einmal in den Schnee graben“.

Weitergehend führt Edgerly aus, dass, sobald die Sonde anschlägt, die Tiefe der Verschüttung genutzt werden sollte, um einen Startpunkt zu definieren. Eine gute Faustregel ist 1,5x die Tiefe, in bergab gerichteter Richtung, normalerweise 1-2 Meter von der Sonde entfernt. Üblicherweise ist es am besten, mit dem Aushub auf den Knien zu beginnen und dabei eine Beugung um mehr als 90° in der Taille zu vermeiden. Zwei Schaufler, die Seite an Seite arbeiten, sind am Effizientesten, um ein Loch in der richtigen Größe zu graben. In der Praxis finde ich es am schnellsten, eine Reihe von Blöcken im Schnee vor mir zu hacken und sie dann aus dem Loch zur Seite zu heben. Grabe ruhig, aber schnell und versuche zu atmen. Behalte die Handschuhe an.

Werkzeuge für Schneewissenschaft und Informationsbeschaffung:

Schaufeln und Sonden als Rettungsgeräte haben einen hohen Stellenwert, aber sie erfüllen auch eine Vielzahl anderer Funktionen. Beispielsweise ist die Sonde als Vermessungswerkzeug sehr nützlich. Sie ermöglicht es, die Tiefe der identifizierten Schichten in der Schneedecke zu messen, die Verteilung des vom Wind abgelagerten Schnees zu verfolgen und hilft, das Problem der räumlichen Variabilität zu umgehen. Stell dir vor, du identifizierst und verfolgst eine Krustenschicht über verschiedene Erhebungen und Aspekte auf deiner nächsten Tour. Die meisten Sonden, die heute auf dem Markt erhältlich sind, enthalten auch Tiefenmarkierungen, die eine genaue Messung der Schichten ermöglichen.

Photo by: Scott Rinckenberger
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Snowcraft ist der Begriff für die Praxis des Grabens von Schneeprofilen, der Identifizierung von Schichten und Schneetypen und der Prüfung von Schichtenschnittstellen. Die Kombination von Schaufel und Schneesäge ermöglicht den Bau von standardisierten und wiederholbaren Tests, die von den heutigen Schneewissenschaftlern verwendet werden. Beispielsweise kann ein Schneeforscher, indem er zuerst mit der Säge eine isolierte Schneesäule erstellt und dann mit der Schaufel die Säule nach und nach vertikal belastet, die Lage schwacher Schichten in der Schneedecke beobachten und möglicherweise etwas über den Charakter der beobachteten Ausfälle bestimmen. Diese Fertigkeiten werden in Lawinenkursen vermittelt und können die Schneedeckenbewertungsroutine des geschulten Backcountry-Reisenden ergänzen.

Sich durchs Backcountry zu bewegen bedeutet mehr über sich selbst in puncto Selbstvertrauen zu lernen und gleichzeitig auf eine persönlicher Entdeckungsreise zu gehen. Wenn ich die richtigen Werkzeuge mitbringe, kann ich die Umgebung während meiner Tour genauer beobachten, die Schneedecke besser verstehen und eine umsichtige Geländeauswahl treffen.

In dem großen Wettkampf um das multifunktionalste Gerät in meinem Rucksack, glaube ich, die Schaufel gewinnt und die Säge gleich dahinter. Ob ich nun ein- oder ausgrabe, ohne die Schaufel geht es nicht. All das Graben macht mich hungrig, und das Schaufelblatt ist auch ein großartiges Schneidebrett für mein Picknick. Die MSR-Säge hingegen hat einen Flaschenöffner und kann bei einem frischen Baguette gute Arbeit leisten.

Jeffs Heimatgebiet befindet sich in und um den Mt. Baker. Er hat 7 Jahre Berufserfahrung in der Lawinenkontrolle im Skigebiet Mt. Baker und über 15 Jahre Erfahrung im Backcountry-Bereich in der Region. Er ist zertifiziert in Lawinenbeobachtung und Ausbildung durch die Organisationen AIARE und CAA. Neben seiner Tätigkeit als professioneller Beobachter für das Northwest Avalanche Center ist er derzeit Direktor des Mountain Education Center am Mount Baker und arbeitet seit über einem Dutzend Jahren im Bereich der Lawinensicherheit. Er bevorzugt es, mit seinem Splitboard durch Backcountry zu touren, fährt aber bei Bedarf auch Ski.

Ursprünglich veröffentlicht am 2. Februar 2015